Die Pflegeflächen des LBV Bayreuth

Ein gelber Blütenteppich mit Büschen und Bäumen im Randbereich
Wundklee auf einer Pflegefläche des LBV Bayreuth (c) Peter Lenk

Die Kreisgruppe Bayreuth des Landesbund für Vogelschutz e.V. pflegt zusammen mit dem Team vom Lindenhof ca. 60 Hektar eigene und angepachtete Flächen: Trockenrasen, Streuobstwiesen, Moore und orchideenreiche Wiesen.

Wir mähen, stellen Wiesen frei, führen Bestandserhebungen von Vögeln durch, bringen Nistkästen an und verjüngen alt gewordene Obstwiesen. Hier eine kleine Auswahl:

Kalkmagerrasen bei Hollfeld-Weiher

Eine Hangfläche mit Halbmagerrasen und Hecken
Halbmagerrasen auf einer Hangfläche bei Hollfeld

2001 erwarb die Kreisgruppe Bayreuth einen 5,2 ha große Fläche nordwestlich von Hollfeld. Der südwest-exponierte Hang war großenteils mit Schlehen und Kiefern zugewachsen. 

In zahlreichen Biotopeinsätzen wurde der Kalkmagerrasen wieder für die Beweidung durch Schafe zugänglich gemacht. Die Fläche wird zwar 1-2 mal im Jahr mit Schafen beweidet. Aber die Mühe lohnt sich: Im Frühjahr sind einige Stellen mit einem blau-gelben Teppich von Küchenschellen bedeckt und ein kleiner Bestand des Helm-Knabenkrauts hat sich entwickelt. Im Laufe des Sommers überzieht ein Blütenflor aus Halbtrockenrasenpflanzen die Fläche. Das lockt zahlreiche Insekten wie Schmetterlinge (z.B. den Thymian-Ameisen-Bläuling) und Hummeln an. Die Hecken am Rand Goldammer, Garten-, Klapper- und Dorngrasmücke und andere Vögel. 

Im Winter 2019/2020 wurde die Fläche wieder gemäht und das Mähgut im Rahmen eines Pflegeeinsatzes der Kreisgruppe von Hand abgeräumt (siehe Bilder oben von P. Lenk & W. Schulze). 

Ein Bläuling sitzt auf einer Distelblüte.
Auf den Flächen des LBV Bayreuth locken Blüten zahlreiche Schmetterlinge an.

Orchideenwald bei Betzenstein

Pflegeaktion im Orchideenwald durch ehrenamtliche Naturschützer im Winter 2018/19 (Fotos: P. Lenk)

Damit die Blumen genug Licht bekommen, wird der Wald mit Motorsäge und Muskelkraft aufgelichtet.

Spiegelwiesen bei Heinersreuth

Ehrenamtlicher beim Rückschnitt von Kopfweiden
Kopfweidenpflege (c) P. Lenk 2018

Die vom Menschen früher für die Nutzung der Weidenruten geschaffenen Kopfweiden (zur Herstellung von Flechtkörben) bieten mit ihrem dichten Wirrwarr von Weidenruten und vielen Hohlräumen und Mulmstellen im Stammbereich gute Nistmöglichkeiten für zahlreiche Vogelarten. Aber auch verschiedene Insekten, wie Mulmkäfer, Weidenbohrer etc. sowie viele Pilzarten finden sich besonders an Kopfweiden. Diese Dichte an Klein-Habitaten findet sich nicht bei den normal gewachsenen Weidenbäumen, die für die Anlage von Nestern meist viel zu locker beastet und damit zu einsichtig für Nesträuber sind.

Auf den Spiegelwiesen bei Heinersreuth in der Rotmainaue betreut der LBV 12 Kopfbäume. Diese müssen alle 3-4 Jahre zurückgeschnitten werden, damit sie ihre Funktion weiter erfüllen können und nicht durch die Last der Stämmlinge auseinanderbrechen. Bei strahlendem Sonnenwetter mit wolkenlosem, blauem Himmel trafen sich Ende September 2018 neun ehrenamtliche Helfer des LBV zur diesjährigen Kopfweidenpflege. Dazu werden Wasserschösslinge am Hauptstamm der Kopfweide beseitigt und die Kopftriebe bis auf Stummel zurückgeschnitten. Weiden sind von Natur sehr ausschlagkräftig und begrünen sich alle wieder im kommenden Jahr.

Die Äste wurden von den Helfern zu großen Haufen zusammengetragen, die ein ansässiger Landwirt demnächst zu Hackschnitzeln für Heizzwecke weghäckselt. Nach gut drei Stunden waren alle Arbeiten erledigt und so traf man sich zu einer wohlverdienten, zünftigen Brotzeit.  

Nemmersdorf

Mit Hand und mit Rechnen räumen Helfer Schnittgut von einer Hangwiese ab.
Mähgut abräumen auf einer Hangwiese (c) W. Schulze 2017

Der Streuobsthang wurde im August vom Landschaftspflegeverband Weidenberg unter der Leitung von Barbara Dahinten gemäht und entbuscht. Aktive der Kreisgruppe rechen regelmäßig den Hang ab und entsorgen das angefallene Mähgut bzw. schichteten es zu Haufen auf, die Kleintieren wie Amphibien und Reptilien als Unterschlupf dienen sollen (Erdkröte und Zauneidechse wurden auf der Fläche bereits festgestellt).

Feuchtwiesenbiotop bei Deps

Im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens im Raum Deps konnte die Kreisgruppe mit staatlicher Förderung im Jahr 1985 einen Feuchtwiesenkomplex von etwa drei ha Größe in der Senke nördlich von Deps erwerben und weitere Flächen später hinzupachten.

Noch im Rahmen der Flurbereinigung wurde im Bereich eines die Fläche durchziehenden Grabens ein erster kleiner Teich angelegt; später kamen mit Unterstützung des Landratsamts weitere kleine Wasserflächen hinzu, die Amphibien, vor allem Erdkröten und Grasfröschen, Laichplätze biete. Auf den Wiesen blühen im Frühjahr u.a. Schlüsselblumen und Breitblättriges Knabenkraut, in trockeneren Bereichen später dann Wiesenblumen wie Margerite, Wiesenglockenblume und Teufelsabbiss.

Anfangs wurde ein Teil der Wiesenflächen von einem Landwirt in traditioneller Weise zweimal im Jahr gemäht. Nachdem dieser aus Altersgründen die Landwirtschaft aufgegeben hatte, übernahm ein Schafhalter die Beweidung dieser Flächen. Infolge der leider jeweils viel zu späten Beweidung verschlechterte sich hier der ökologische Zustand von Jahr zu Jahr, sodass die Blütenpracht weitgehend verschwand. Da der Beweidungsvertrag 2017 ausläuft, suchten wir zusammen mit Herrn Wolfgang Wurzel von der Naturschutzbehörde beim Landratsamt nach einer besseren Lösung, die nach einer Begehung des Geländes im Februar 2017 von Vertretern der Kreisgruppe zusammen mit Herrn Wurzel und dem Landschaftspflegeunternehmer Stoll vereinbart und bereits in den nächsten Wochen teilweise umgesetzt wurde: Mähen und Abräumen des Mähguts auf der gesamten Wiesenfläche, Entfernung des Erlenaufwuchses entlang des Grabens und Aufstauen des Grabens, um das Wasser länger in der Fläche zu halten. Bei geeigneten Bodenverhältnissen soll nun noch der Erlenaufwuchs samt Wurzelstöcken in einem anderen Grabenbereich entfernt werden. Möglich wurden diese Maßnahmen durch die Beantragung von Mitteln aus dem Ausgleichsfonds, die auch in den nächsten vier Jahren wieder zur Verfügung stehen werden.

Durch das Aufstauen des Grabens stand nach stärkeren Regenfällen im zeitigen Frühjahr ein Teil der Flächen einige Wochen unter Wasser, was durchziehende Bekassinen anlockte und Grasfrösche zum Ablaichen in der Wiese veranlasste. Einen Teil des Grasfroschlaichs verfrachtete Alfred Riedel, der seit Jahren das Gebiet in hervorragender Weise betreut, in die tieferen Tümpel, um bei einem Rückgang des Wassers wenigstens einen Teil der Kaulquappen zu retten.

Der höhere Wasserstand hat sich auf das Breitblättrige Knabenkraut positiv ausgewirkt; auch mehrere Exemplare der Mondraute, eines kleinen, auf der Roten Liste Bayerns als gefährdet eingestuften Farns, wurden gefunden auch zahlreiche Exemplare der Natternzunge. Auch Libellen, vor allem die Hufeisen-Azurjungfer, fanden geeignete Eiablageplätze. Hier neu beobachtet wurden in 2017 Laubfrosch und Maulwurfsgrille. Zur Vogelwelt s. den folgenden Beitrag von Robert Pfeifer. So hoffen wir, dass mit den jetzt eingeleiteten und durch das Landratsamt Bayreuth ermöglichten Pflegemaßnahmen der frühere Blütenreichtum auch auf den durch nicht rechtzeitige Schafbeweidung geschädigten Teilflächen bald wieder hergestellt sein wird. Ein großer Erfolg wäre es, wenn sich auch wieder Braunkehlchen nicht nur auf dem Durchzug einfinden würden. Sie haben früher hier gebrütet, jetzt aber sind sie europaweit stark im Rückgang begriffen.

Vogelwelt in den Feuchtwiesen bei Deps:

Auf der LBV-Fläche in Deps und ihrer weiteren Umgebung wird seit 2010 eine ornithologische Dauerbeobachtung durchgeführt. Daher sind wir über die Vogelvorkommen dort sehr gut informiert. Regelmäßig brüten 2-3 Paare Sumpfrohrsänger, auch die Dorngrasmücke ist meist mit einem bis zwei singenden Männchen vertreten, so auch 2017. Wie schon 2016 brütete auch heuer der Neuntöter auf der Fläche erfolgreich. Hinzu kommen weitere Arten wie Goldammer, Fitis, Gartengrasmücke und Schwanzmeise. Für durchziehende Rohrammern, Grauschnäpper, Bekassinen und Waldwasserläufer hat die Fläche Trittsteinfunktion. Ein ornithologischer Leckerbissen war ein Wiedehopf am 11. April 2014. Leider fehlte der Feldschwirl, bisher regelmäßig mit einem singenden Männchen vertreten, 2017 erstmals. Besonders schmerzlich ist das Fehlen des Braunkehlchens als Brutvogel, weswegen die Fläche einst unter Schutz genommen wurde. Vielleicht tragen die Maßnahmen wie Entbuschung, Wiedervernässung und Schaffung von Sitzwarten dazu bei, dass sich dieser stark bedrohte Kleinvogel wieder ansiedelt. Noch rasten in unmittelbarer Nähe und auch auf der Fläche selbst regelmäßig Braunkehlchen. Es wäre schön, wenn die Maßnahmen die Art wieder zum Brüten veranlassen könnten.

Robert Pfeifer, LBV-Kreisgruppe Bayreuth