Der Arbeitskreis Fledermausschutz

Unser Arbeitskreis kümmert sich um den Schutz und die Erforschung von Fledermäusen in der Stadt und dem Landkreis Bayreuth.

30 Fledermäuse aufgepäppelt

Ein Anruf machte die Nacht zum Tage. Ein Hilferuf aus dem Landkreis Bayreuth erreichte die ehrenamtlichen Fledermauspfleger des Arbeitskreises Fledermausschutz Bayreuth. Was diese vor Ort vorfanden, war schockierend: Man hatte versucht, mit Bauschaum den Zugang zu einem Fledermausquartier in einem Hausgiebel zu verschließen, um ein Eindringen der Tiere zu verhindern. Das Ergebnis waren über 70 mit Bauschaum verklebte Zwergfledermäuse. Da jetzt im Sommer die Fledermäuse ihre Jungen aufziehen, waren es zum Großteil flugunfähige Zwergfledermausbabys, die auf der Suche nach einem Ausgang aus Zwischendecken und Dämmungen purzelten. Für 45 der mit Bauschaum verklebten Tiere kam jede Hilfe zu spät.

 

Da alle Fledermausarten in Deutschland streng geschützt sind, darf man ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten nicht zerstören, geschweige denn die Tiere töten oder stören. Auf die Verursacher des Dramas kam ein Verfahren zu.

 

Die Aufzucht von jungen Fledermäusen ist eine zeitintensive Angelegenheit. Deshalb wurden die in Pflege genommenen Tiere auf Fledermausfreunde in ganz Franken verteilt. Nach einer Erstversorgung mit Wasser musste das mit Bauschaum verklebte Fell meist weggeschnitten werden, was bei den nur drei bis vier Zentimeter großen, zappeligen Zwergfledermäusen keine ganz leichte Aufgabe ist. Tiere, deren Flughäute verklebt waren, mussten leider von einem Tierarzt eingeschläfert werden. Da die Jungtiere eigentlich noch auf ihre Mütter angewiesen waren, folgte nun die aufwändige Fütterung mit Ersatzmilch und Mehlwürmern. In den ersten Tagen wurden die geschwächten Fledermäuse intensiv betreut, z.T. alle zwei Stunden gefüttert und gewärmt. 

 

 

Normalerweise kümmert sich ein Muttertier dieser Fledermausart um ein oder zwei Junge, wärmt und säugt diese, bis sie selbstständig Insekten im Flug jagen können. 20 bis 100 Weibchen bilden zusammen mit ihren Jungtieren die Wochenstubengesellschaft. Die in Pflege genommenen Fledermäuse müssen ein umfangreiches Flugtraining absolvieren, bevor sie freigelassen werden können. Erst wenn sie geschickte Flieger sind, haben sie eine Chance zu überleben. Bei einigen Tieren war das vor kurzem soweit. Sie wurden nach mehrwöchiger Pflege wieder an ihrem Heimatort freigelassen. Hoffentlich können die übrigen Artgenossen ihnen bald folgen.

 

Infokasten: Bei Fledermäusen oder anderen geschützten Tierarten am Haus kontaktieren Sie bitte VOR Baumaßnahmen oder Veränderungen die Untere Naturschutzbehörde, die Sie gerne beraten und Ihnen helfend zur Seite stehen wird.

 

Text: Johanna Jörg & Wolfram Schulze (Arbeitskreis Fledermausschutz Bayreuth); Fotos: Wolfram Schulze 2019